Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Zeitarbeit ist 2024 auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren gesunken. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im Juni 2024 rund 675.000 Personen in der Arbeitnehmerüberlassung beschäftigt. Ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung lag bei 1,9 Prozent.
Langfristiger Rückgang nach Höchststand 2017
Nach einem Anstieg bis 2017, als mehr als eine Million Menschen in der Zeitarbeit tätig waren, setzte ein kontinuierlicher Rückgang ein. Dieser verstärkte sich in der Corona-Pandemie und führte dazu, dass die Beschäftigtenzahl seit Ende 2022 dauerhaft unter dem Vorjahresniveau liegt. Im Dezember 2024 sank die Gesamtzahl der Leiharbeitnehmenden auf 676.000, ein Minus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Struktur und Beschäftigungsformen
Die überwiegende Mehrheit der Leiharbeitnehmer ist sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Nur etwa 50.000 Personen arbeiteten 2024 ausschließlich in einem Minijob. Rund 82 Prozent der Beschäftigten waren in Vollzeit tätig, 18 Prozent in Teilzeit. Der Rückgang betraf beide Gruppen, bei Vollzeitkräften war er stärker ausgeprägt.
Einsatzbereiche und Qualifikation
Mehr als die Hälfte der Leiharbeitnehmer übte Tätigkeiten auf Helferniveau aus. In Produktionsberufen waren zuletzt 37 Prozent der Leiharbeitnehmer beschäftigt, in wirtschaftlichen Dienstleistungsberufen 36 Prozent. Rückgänge verzeichneten auch personenbezogene Dienstleistungen, vor allem im Pflegebereich. In Pflegeberufen sank die Zahl der Leiharbeitskräfte 2024 um 13 Prozent.
Etwa 29 Prozent der Beschäftigten in der Zeitarbeit hatten keinen Berufsabschluss, während der Anteil bei allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei 13 Prozent lag. Akademiker machten elf Prozent aus, ebenfalls unter dem Gesamtdurchschnitt.
Demografische Merkmale
Leiharbeitnehmer sind im Durchschnitt jünger als die Gesamtbeschäftigten: Fast die Hälfte war 2024 unter 35 Jahre alt. Der Männeranteil lag bei 72 Prozent. Rund 47 Prozent der Beschäftigten in der Zeitarbeit hatten eine ausländische Staatsangehörigkeit, dreimal so viele wie im Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Besonders stark vertreten sind Personen ohne in Deutschland anerkannten Berufsabschluss.
Hohe Fluktuation
Die Branche ist durch kurze Beschäftigungsdauern und viele Wechsel gekennzeichnet. 2024 wurden 826.000 neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse abgeschlossen, zugleich endeten 914.000. Etwa zwei Drittel der Neueinstellungen betrafen Personen, die zuvor arbeitslos waren oder noch nie beschäftigt waren. Von den Beschäftigten, deren Leiharbeitsverhältnis 2024 endete, fanden 62 Prozent innerhalb von 90 Tagen wieder eine Anstellung, häufig in anderen Branchen.
Bedeutung für den Arbeitsmarkt
Trotz des Rückgangs bleibt die Zeitarbeit ein wichtiger Faktor am Arbeitsmarkt. Sie gilt laut BA als Frühindikator für konjunkturelle Entwicklungen: Veränderungen in der Branche gehen häufig gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen voraus. Zudem spielt sie eine Rolle beim Einstieg von jungen Menschen, Geringqualifizierten und Ausländern in den Arbeitsmarkt.
